LU

Folge: 966 | 13. Dezember 2015 | Sender: SWR | Regie: Jobst Christian Oetzmann
Bild: SWR/Alexander Kluge
So war der Tatort:

Zickig.

Nicht zum ersten Mal verpasst der SWR seinem Tatort aus Ludwigshafen mit der Brechstange die überfällige Frischzellenkur: Schon im schwachen Vorgänger Roomservice oder dem desaströsen Machwerk Die Sonne stirbt wie ein Tier geriet Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) regelmäßig mit Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) aneinander – und dieser anstrengende Zickenkrieg erreicht in LU seinen vorläufigen Höhepunkt.

Angesichts der nervtötenden Scharmützel verkommt der Mordfall um einen zurückgekehrten mutmaßlichen Auftragsmörder fast zur Nebensache: Die dienstälteste Tatort-Kommissarin und die blonde Karriere-Mami beschießen sich im Rahmen eines brutal aufgesetzt wirkenden Hauruck-Konflikts 90 Minuten lang mit Giftpfeilen und schenken sich bei den gemeinsamen Ermittlungen kein einziges Lächeln.

Das wird irgendwann selbst Assistentin Edith Keller (Annalena Schmidt) zu viel, die auch in LU wieder mit durchgeschleppt und an vierter Stelle im Cast genannt wird, obwohl sie kaum mehr als drei Sätze sagen darf. Und Mario Kopper (Andreas Hoppe)? Der verkommt zum Sidekick, denn seine einzige Funktion scheint darin zu bestehen, den Dienstwagen zu fahren und zwischen den keifenden Kolleginnen zu vermitteln.

Beim SWR hat man offenbar Gefallen daran gefunden, die Odenthalsche Welt aus den Angeln zu heben und sie die eigenen Vorgehensweisen hinterfragen zu lassen: Prinzipiell kein schlechter Ansatz, doch das Ergebnis wirkt stets bemüht, altbacken und in den seltensten Fällen glaubwürdig. Oder wie es die kecke Charlotte (köstlich: Ex-Dschungelcamp-Bewohnerin Ingrid van Bergen, Rattennest) formuliert:


CHARLOTTE:
Mon Dieu, Kommissarin, an Ihnen hat der Zahn der Zeit aber auch genagt!


Die schlagfertige Rentnerin trifft den Nagel auf den Kopf und ist überhaupt der einzige Lichtblick in diesem über weite Strecken ganz schwachen Tatort. Während die klugscheißende Quasselstrippe Stern das Jugendwort des Jahres 2015 vorlebt und Smartphone und Tablet wahrscheinlich sogar mit ins Bett nimmt, fasst Odenthal nach einer halben Stunde in einem Monolog noch einmal alle Fakten für das weniger aufmerksame Publikum zusammen.

Wäre da mit dem titelgebenden Ludwig "LU" Wolff (Jürgen Vogel, Wo ist Max Gravert?) nicht zumindest ein gewiefter Gegenspieler, wäre aus dem 966. Tatort wahrscheinlich ein Totalausfall geworden: Vogel, der bei seinem Tatort-Debüt in Rendezvous 1990 ebenfalls auf Ulrike Folkerts traf, schüttelt seine Rolle lässig aus dem Ärmel, doch die Schwärmerei für die aufbrausende Powerfrau kauft man dem Antagonisten zu keinem Zeitpunkt ab ("Du weißt genauso gut wie ich, dass es da manchmal britzelt!").

Warum der Streifschuss, dem LU eine auffällige Gesichtsnarbe verdankt, gleich vier Mal in Zeitlupe gezeigt werden muss, bleibt das Geheimnis von Regisseur Jobst Christian Oetzmann (Die Heilige) – Drehbuchautorin Dagmar Gabler (Wer Wind erntet, sät Sturm) hingegen liefert mit dem aalglatten Jungunternehmer Dr. Mark Moss (Christoph Bach, Der oide Depp) und dem verbitterten Pflegefall Michi (Hendrik Heutmann) vor allem Stereotypen. Auch der hektische Schnitt und die pseudo-hippe Inszenierung suggerieren Spannung, wo gar keine ist: Der trashige Dudel-Soundtrack erstickt jede Thriller-Atmosphäre im Keim, und Kameramann Jürgen Carle (Preis des Lebens) fängt das Geschehen unnötig oft verwackelt und grobkörnig ein.

Von Ludwigshafen ist in diesem ambitionierten Style-over-Substance-Streifen im Übrigen so viel zu sehen wie nie zuvor: Eine gefühlte Viertelstunde wird allein mit nächtlichen Bildern der Kurt-Schumacher-Brücke, Außenansichten des BASF-Werksgeländes oder beliebigen Einstellungen mit Passanten und Stadtbussen gefüllt. Warum ausgerechnet ein Krimi aus der hässlichsten deutschen Tatort-Stadt mit derartig vielen belanglosen Impressionen zugekleistert wird, bleibt rätselhaft: Dienen in Berlin oder Dortmund hässliche Ecken der Großstadt bewusst als Kulisse für entsprechende Milieus, stehen die glattgebügelten Ludwigshafen-Bilder in keinem stimmigen Verhältnis zum Fall.

Bewertung: 2/10

5 Kommentare:

  1. Tatort war Spitze! Bester Tatort seit langen.

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    1. Bester Tatort ? dann ist das sicher dein erster , den du gesehen hast - Sterbenslangweilig, und irgendwann muss auch genug sein mit dem gezicke unter den Kolleginnen . Wie lange muss der Zuschauer das noch ertragen ? Ich jedenfalls , schalte keinen Tatort aus Ludwigshafen ein.

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    2. Kann ich leider nicht bestätigen - bin ob der dauernden Wiederholungen von LU' s Streifschusswunde eingeschlafen.

      Kann mir jemand sagen, was der eigentliche Grund (Hintergrund) des Ganzen war?

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  2. Langweiliger geht es wirklich nicht.

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