Kopper

Folge: 1042 | 7. Januar 2018 | Sender: SWR | Regie: Roland Suso Richter
Bild: SWR/Roland Suso Richter
So war der Tatort:

So kopperfixiert wie lange nicht mehr – denn der 57. Einsatz von Hauptkommissar Mario Kopper (Andreas Hoppe) ist zugleich sein letzter.

Dabei ist sein erster Fall bis zuletzt sein bester geblieben: Als Hoppe 1996 in der herausragenden Folge Der kalte Tod sein Debüt in Ludwigshafen feierte, hätte er sich wohl kaum träumen lassen, dass er dem Tatort noch weitere 21 Jahre erhalten bleiben würde. Doch spätestens, als der SWR 2014 zusätzlich zur langjährigen Kollegin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) die neue Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) im Team installierte, geriet der deutsch-italienische Kommissar aufs Abstellgleis: In missglückten Folgen wie LU oder dem desaströsen Impro-Experiment Babbeldasch war Kopper kaum noch wahrnehmbar (und beklagte dies in einem Interview deutlich).

Im 1042. Tatort ist alles ganz anders: Fast scheint es so, als wolle der SWR mit Kopper in nur einer Folge wiederaufbauen, was er in den letzten Jahren konsequent eingerissen hat. Statt hölzerner Dialoge und der biederen Aufmachung, in der der Fadenkreuzkrimi aus Ludwigshafen zuletzt oft daher kam, liefern Regisseur Roland Suso Richter (Du gehörst mir) und Drehbuchautor Patrick Brunken (Roomservice) einen dynamischen und temporeichen Mafia-Thriller.

In diesem erschießt Kopper einleitend in Notwehr einen Italiener, der es auf seinen Jugendfreund Sandro Giangreco (Michele Cuciuffo) abgesehen hat. Nun bittet Sandro ihn darum, ihm ins Zeugenschutzprogramm zu verhelfen – doch weil Kopper selbst ins Visier der Mafia gerät und Odenthal keinen reinen Wein einschenkt, ist mit dem zentralen Konflikt ein stabiles Fundament für eine spannende und modern erzählte Geschichte gelegt. Nur in einer Szene wirkt Kopper wie aus der Zeit gefallen:


KOPPER:
Und, was brauchen sie?

GIANGRECO:
Eine Aussage auf Video.

KOPPER:
Gut, dann gehe ich mal 'nen Camcorder besorgen.


Kopper ist ein gelungener Tatort, der dank einiger knackiger Action-Einlagen nie langweilt und um Längen stärker ausfällt als die vielen schwachen Odenthal-Fälle der letzten Jahre.

Der undurchsichtige Sandro spielt mit gezinkten Karten und bringt den scheidenden Kommissar dadurch gehörig in Bedrängnis, während Odenthal und Stern diesmal an einem Strang ziehen und selbst in Gefahr geraten: Wenngleich keine Pferdeköpfe im Bett liegen (das entsprechende Zitat von Spurensicherungsleiter Peter Becker ist eine von mehreren Anspielungen auf die Der Pate-Trilogie), wird die unmittelbare Bedrohung durch die Mafia dank unliebsamer Überraschungen vor der Wohnung oder Patronen im Dienstwagen greifbar.

Der Rahmenhandlung um illegale Geschäfte mit Chemiemüll fehlt es allerdings an Substanz und nicht alle Figuren sind frei von Klischees: Während LKA-Kollegin Manz (Saskia Vester, Zwei Leben) erfreulicherweise nicht dem üblichen Muster entspricht und sich der Kripo gegenüber freundlich und kooperativ zeigt, verkörpert Andreas Leupold (Großer schwarzer Vogel) mit dem uneinsichtig-arroganten Oberstaatsanwalt Benninger genau die eindimensionale Figur, der wir in der Krimireihe schon unzählige Male begegnet sind.

Die nervtötenden Scharmützel im Präsidium, die den Tatort aus der Kurpfalz zuletzt häufig zur Geduldsprobe werden ließen, sucht man diesmal aber vergeblich: Im Zentrum der Geschichte steht Koppers komplizierte Vertrauensverhältnis zu Sandro und seinen Kolleginnen – und doch entfaltet der Film am Ende nicht ganz die emotionale Wucht, die möglich gewesen wäre, wenn man den gebürtigen Sizilianer in den Drehbüchern der letzten Jahre nicht zum austauschbaren Sidekick degradiert hätte. Von Koppers neuer Verlobter Maria (Marzia Tedeschi) kennen wir beispielsweise nur den Vornamen – das macht sich spätestens dann bemerkbar, als die Mafia sie als Druckmittel verwendet und dabei kein echtes Mitfiebern stattfinden will.

Die allerletzte Chance, Kopper als Figur mal wieder intensiver auszuloten, nutzen die Filmemacher ohnehin nur bedingt: Wenngleich in der Einleitung der Bogen in Koppers Kindheit geschlagen wird, erfahren wir kaum Neues über sein Aufwachsen in Italien. Auch die unpersönlichen Einblendungen in der Schlusssequenz erinnern eher an den Abspann einer Crime-Soap im Nachmittagsfernsehen als dass sie seinen Abgang standesgemäß abrunden würden.

Dank der genannten Qualitäten ist Kopper dennoch der beste LU-Tatort seit vielen Jahren – und damit ein würdiger Abschiedsfall für Andreas Hoppe. Arrivederci, Mario!

Bewertung: 7/10

1 Kommentar:

  1. Ein sehr guter Abschluss. Schade, dass man Kopper keine wirkliche Chance zur Entwicklung gegeben hatte.

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