Verschwörung

Folge: 1167 | 9. Mai 2021 | Sender: ORF | Regie: Claudia Jüptner-Jonstorff
Bild: ARD Degeto/ORF
So war der Tatort:

Brütend heiß und doch sommerlich-leicht.

Denn den Wiener Ermittlern treibt es im 1167. Tatort buchstäblich, aber auch im übertragenen Sinne die Schweißtropfen auf die Stirn: Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) muss um seinen Job bangen und im schlecht klimatisierten Wartesaal des Arbeitsamts ausharren, Assistentin Meret Schande (Christina Scherrer) setzt sich im stickigen Präsidium tief dekolletiert vor den Ventilator und Major Bibi Fellner (Adele Neuhauser) geht schon frühmorgens joggen, um den tropischen Temperaturen des Hochsommers zu entfliehen.

Eine dieser Joggingtouren führt, das Drehbuch und Kommissar Zufall wollen es, zur Begegnung mit dem baldigen Mordopfer: Dr. Willi Wagner (Stefan Fent), ein einflussreicher Referatsleiter im Innenministerium und ambitionierter Marathonläufer, rauscht im Wald an Fellner vorbei und liegt am nächsten Tag mit den Resten einer Überdosis Ephedrin in einem Steinbruch. Wer hat ihn mit der leistungssteigernden Substanz vergiftet und in den Abgrund gestoßen?

Nach dem kurzen Prolog, der Eisners geplanten Neuanfang in Den Haag und einen herben Rückschlag vorwegnimmt, führt der Weg zu den üblichen Befragungen im Umfeld des Mordopfers – zu Wagners jüngerer Ehefrau Elisabeth (Lili Epply, Grenzfall), zu seinem früheren Kollegen und jetzigen Nachbarn Dr. Leytner (Matthias Franz Stein, Exitus), zum aalglatten Bürgermeister Franz Brunner (Michael Dangl) und zu Wagners Gärtner Rudi Zwickel (Serge Falck, Rebecca), der den Rasen vor dessen steril eingerichtetem Wohnhaus stutzt. 

Ein Whodunit, wie er im Lehrbuch steht – eingefangen in auffallend warmen Farbtönen, sommerlich-leicht erzählt und in jeder Hinsicht klassisch arrangiert. Alles ganz nett anzuschauen, in der Krimireihe aber eben auch schon hunderte Male dagewesen, ziemlich klischeehaft angelegt und daher auch nur mäßig interessant.


LEYTNER:
Überwachungskameras, die Bilder von meiner Einfahrt machen? Das geht natürlich nicht. Außerdem hat der Willi Bier geliebt und ich trinke lieber Wein.

EISNER:
Interessant.


Ob der Gärtner sogar der Mörder ist und damit das I-Tüpfelchen auf die Formelhaftigkeit des Krimis setzt, soll hier nicht verraten werden – fest steht aber, dass Drehbuchautor Ivo Schneider in seinem ersten Tatort kaum Experimente wagt und damit stets genau das passiert, was man von einem typischen Krimi aus Wien erwarten würde. Die zweite Leiche folgt pünktlich nach einer knappen Stunde. Dass Verschwörung bei seiner TV-Premiere der dritte Wiener Tatort binnen fünf Monaten ist und leistungssteigernde Substanzen ein halbes Jahr zuvor auch im Fitnesskrimi Pumpen thematisiert wurden, verstärkt den Gewöhnungseffekt.

Ebenso passt ins Bild, dass die Begegnung mit Sektionschef Ernst Rauter (Hubert Kramar) zum ersten Dämpfer führt, weil der wieder das Rumoren in elitären politischen Kreisen fürchtet, Neu-Hobbyläuferin Fellner mit hohem Blutdruck zu kämpfen hat (statt mit Schlafmangel wie im grandiosen Vorgänger Die Amme) und Eisner zum wiederholten Male eine Krise durchmacht. Die hat diesmal allerdings nicht mit seiner Gesundheit (wie zuletzt in Krank) oder Tochter Claudia (wie zuletzt in Schock) zu tun, sondern mit den Schranken, in die er von der Politik verwiesen wird. Ein Mindestmaß an Variation muss dann doch sein.

Der 51. Fall mit Moritz Eisner (der als 50. gedreht wurde und eigentlich für das große Jubiläum vorgesehen war) ist trotz dieser altbekannten Muster aber keineswegs ein Langweiler: Die Chemie zwischen den Ermittlern, zu der auch der eloquente Rechtsmediziner Werner Kreindl (Günter Franzmeier) und die hervorragend ins Team integrierte Fredo-Schimpf-Nachfolgerin Meret Schande beitragen, stimmt einmal mehr, und beim großen, wenn auch hart an der Grenze zur unfreiwilligen Komik wandelnden Finale schlägt Regisseurin Claudia Jüptner-Jonstorff stilistisch den Bogen zum einleitenden Todesfall in Wald und wir dürfen (auch das kennen wir aus Die Amme) fleißig um das Leben des Publikumslieblings zittern.

Völlig verschenkt wird hingegen der Auftritt von Otto Dorfmeister (Rainer Doppler), der nur für einen Gynäkologen-Gag herhalten muss: Fellners engagierten Interimskollegen zumindest zu ein paar Befragungen mitzunehmen, hätte vielleicht genau die Abwechslung in den Krimi gebracht, an der es ihm sonst oft mangelt. Dafür kann man sich in Österreich einmal mehr auf die bärenstarken und authentischen Hauptfiguren, den wohldosierten Wiener Schmäh und natürlich auch auf den unverwechselbaren, subtilen Humor verlassen – wenngleich wir auf Inkasso-Heinzi (Simon Schwarz) in Verschwörung wieder verzichten müssen.

Bewertung: 5/10


📝 So war der Vorgänger: Kritik zum Tatort "Rhythm and Love"

3 Kommentare:

  1. Genuscheltes bla bla, mehr war nicht. Schade um die Zeit, wo man noch gehofft hat, daß es besser wird.

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  2. Warum dieser Dialog mit der Sprechstunden Hilfe?????? Alma Dickmann
    Es ist so überheblich,der Meinung zu sein, damit was zu bezwecken?????

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  3. Maske, Abstand, Negativtest, Impfnachweis in geöffneter Gaststätte?

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