Das Herz der Schlange

Folge: 1187 | 23. Januar 2022 | Sender: SR | Regie: Luzie Loose
Bild: SR/Manuela Meyer
So war der Tatort:

Seriell.

Wer die gelungenen Saarbrücker Vorgänger Das fleißige Lieschen von 2020 und Der Herr des Waldes von 2021 nicht kennt, steht beim dritten Fall für Adam Schürk (Daniel Sträßer), Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) nämlich im Regen: Der Saar-Tatort, der nur einmal im Jahr auf Sendung geht, ist 2022 endgültig im seriellen Format angekommen und setzt mehr Vorkenntnisse voraus, als es vielen Gelegenheitszuschauern lieb sein dürfte.

Immerhin: Fall 1 und 2 für Hölzer & Co. ließ die ARD in den Wochen vor der Erstausstrahlung im TV-Programm wiederholen und in der Mediathek einstellen – so viel programmplanerische Weitsicht ist in der Krimireihe nicht selbstverständlich. Das zeigt sich auch an anderer Stelle: Einen Sonntag bevor Das Herz der Schlange seine TV-Premiere feierte, erzählte der Tatort Des Teufels langer Atem von einem sehr ähnlichen Tathergang. War es in Münster Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl), der mit einer "Willenlos-Droge" gefügig und zum Mörder gemacht werden sollte, ist es im Saarland-Tatort Adam Schürk, dem ein fieses Nervengift zur Lähmung der Muskulatur eingeflößt wird und der für eine Tat büßen soll, die er nicht begangen hat.

Der Clou: Es ist Schürks eigener Vater, der seinen verhassten Sohn hinter Gitter bringen will.

Regisseurin Luzie Loose und Autor Hendrik Hölzemann (Mord Ex Machina), der auch die Drehbücher zu den beiden Vorgängern schrieb, treiben den bereits ausführlich thematisierten Vater-Sohn-Konflikt zwischen Adam Schürk und seinem aus dem Koma erwachten Vater Roland (Torsten Michaelis) in spannungsgeladenen Bildern auf die Spitze: Nach einem etwas unübersichtlichen Auftakt sieht zunächst alles so aus, als habe der Kommissar seinen sadistischen Erzeuger mit seiner Dienstwaffe erschossen – und es liegt an Hölzer, Heinrich, Baumann und Rechtsmedizinerin Dr. Henny Wenzel (Anna Böttcher), ihn zu entlasten.

Bis dahin ist es allerdings ein weiter Weg, und so wandert Schürk hinter schwedische Gardinen: In der U-Haft muss er sich bei der Leibesvisitation provokante Sprüche der Gefängnisärztin (Lodi Doumit) anhören, die aber schon bald sein kleinstes Problem sind, denn der Einfluss seines verstorbenen Vaters reicht bis in die JVA.


ÄRZTIN:
Legen Sie 'nen Zahn zu, ja? im Gegensatz zu Ihnen haben wir nicht den ganzen Tag Zeit.


So packend sich die Kreuzung aus kniffligem Howdunit und aufwühlendem Knastkrimi gestaltet: Der 1187. Tatort hätte bei stärkerer Zuspitzung sogar noch mitreißender ausfallen können. Fragen wir uns einleitend vor allem, wie der gewiefte Schürk Senior die Tat wohl arrangiert hat, müssen wir später um Schürk Juniors Gesundheit in der Haftanstalt zittern. Diese Handlungsstränge sind die Antriebsfeder des Films – doch die Filmemacher setzen noch auf weitere Pferde und nehmen ihrem Tatort damit einen Teil seiner Durchschlagskraft.

Wie der krebskranke Schürk seinen Suizid als Mord getarnt hat, klärt sich nämlich schon nach einer knappen Stunde – und statt sich die Auflösung selbst zu erarbeiten und das Publikum miträtseln zu lassen, müssen Hölzer & Co. noch in einem zweiten Todesfall ermitteln. Der steht praktischerweise in Zusammenhang mit dem Selbstmord – interessanter macht ihn das aber nicht. Vielmehr wirkt das kriminelle Gebaren des skrupellosen Anwalts Dr. Jens Modall (Michael Rotschopf, Wer bin ich?) reichlich überkonstruiert – mal abgesehen davon, dass sich einmal mehr das ungeschriebene Tatort-Gesetz bestätigt, dass Rechtsanwälte in der Krimireihe einfach immer etwas auf dem Kerbholz haben.

Spaß macht Das Herz der Schlange dennoch, denn als abschließender Teil einer hochemotionalen Vater-Sohn-Trilogie funktioniert der Tatort hervorragend – da ist es zu verschmerzen, dass die Filmemacher bisweilen nicht ganz wissen, wo sie mit ihrer Geschichte eigentlich hinwollen. Trotz der überfrachteten Handlung fiebern wir mit, wenn sich Schürk Junior und Senior ein letztes Mal gegenübersitzen oder sich Adam hinter Gittern diversen Peinigern ausgesetzt sieht – und ob es seinen Kollegen am Ende gelingt, dem Vater den fingierten Mord nachzuweisen.

Einmal mehr gehört die Bühne dabei Daniel Sträßer und Vladimir Burlakov, deren Kommissare dem Affen ordentlich Zucker geben und die auch für die großen Gefühle verantwortlich zeichnen. Anders ihre Kolleginnen Brigitte Urhausen und Ines Marie Westernströer: Wenngleich die beiden mit viel Kamerazeit gesegnet sind, bleibt von ihren profillosen Figuren praktisch nichts im Gedächtnis haften. Spätestens beim vierten Schürk-und-Hölzer-Fall, der erst im Jahr 2023 ausgestrahlt wird, wird sich der Großteil der Zuschauer wohl nicht einmal an die Namen der beiden erinnern.

Bewertung: 7/10



💀 Drei Tote in diesem Tatort: Welcher Mörder welche Tat begangen hat


30 Kommentare:

  1. Das Genuschel und Gehauche der Schauspieler nervt; habe den Tatort beendet. Sprech-Nachhilfe für die Schauspieler und/oder neue(r) Tontechnik(er*innen) vonnöten. Zum Glück nur wenige Tatorte von diesem Sender.

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    1. Hab ich genauso empfunden.Düster,undeutlich und verzwickte Handlungen. Schade fürs Saarland.

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  2. Unabhängig von der Handlung ist das dauernde Geflüstere und Genuschel der Hauptdarsteller nahezu unerträglich. Habe um 21.12 Uhr das Programm gewechselt.

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  3. Bester Krimi seit langem
    VollerSpannung

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    1. Offensichtlich haben Sie einen anderen Film gesehen.

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    2. Da kann ich nur voll und ganz zustimmen. Das war ein perfekter Tatort, da hätte ich gerne mehr von !

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  4. Tatort wird immer schlechter. In diesem speziell die weiblichen Kommisarinnen. War mein letzter Versuch. Einzig der Köllner geht noch.

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  5. was für ein Genuschel, kaum zu verstehen und kaum verfolgbar. Wenn diese Kommisare wieder kommen, schalten wir um.

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  6. Das war wieder mal so ein Schrott. Auf die elektronische Antwort kann ich verzichten. Das ist sehr kundenunfreudlich

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  7. Ich verstehe manche Kritiken hier nicht, ich habe alles gut verstanden. Auch inhaltlich fand ich ihn gut gelungen, gerne mehr!!

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  8. Absolut klasse, die Saarbrűcker Jungs das beste Tatort- Duo seit Langem, schade, daß man wieder 1Jahr warten muss... Den vorherigen Kommentatoren sei ein Besuch beim HNO empfohlen.

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  9. Totale Spitzenklasse, bitte mehr von den Saarbrücker Jungs!!!

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  10. Es ist wirklich schade, dass dieses Tatort-Team nicht öfter zum Zug kommt. Alle drei Fälle, die bisher gezeigt wurden, waren gut, der erste meines Erachtens sogar stark. Dem parallelen Handlungsstrang würde eine engere Taktung der Saar-Tatorte sicher guttun.
    Was diesen Film angeht, kann ich der Kritik nur zustimmen: Trotz einiger unnötiger Handlungsstränge und einer etwas konstruierten Handlung ist dieser Tatort wieder gelungen und hat sich die 7/10 Punkte verdient. Dass die Kommissarinnen noch nicht ausreichend Profil haben, ist dem bisher starken Focus auf die Kommissare, die sich schon als Kinder kannten, geschuldet. Diese sind dafür umso interessantere Figuren. Erfreulicherweise mmer häufiger zu sehen ist die Rechtsmedizinerin.
    Alle Kommissare sind auch gut besetzt. Doch Michael Rotschopf ist eine etwas fragwürdige Besetzung, hatte er doch im Stuttgarter Fall "Eine Frage des Gewissens" auch schon eine sehr ähnliche Rolle übernommen.

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  11. Ein Tippfehler ist mir im Text, der die Tatabläufe zusammenfasst (übrigens sehr prägnant und übersichtlich), aufgefallen. Statt "Nach dem" in der Antwort auf Frage 1 müsste es eigentlich "Nachdem" heißen.

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  12. Schade, denn die an sich spannenden und schauspielerisch sowie filmisch sehr gelungenen Anteile dieses Tatorts wurden durch teils unübersichtliche Nebenhandlungen oder durch Handlungszusammenhänge, die über akustisch undeutliche Dialoge eingebracht wurden, geschmälert. Neben- und Hintergrundräusche waren oft dominanter als die zumeist geflüsterten oder genuschelten Sprechanteile der Akteure. Das Tondesign dieses Films ist -trotz Tingvalls Musik - eine Katastrophe.

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  13. ...Furchtbar...Wieder einmal einer dieser grottig schlechten "ZeitDiebe". Schauspieler unterste Schublade, akustisch kein Wort zu verstehen. Schauen Sie sich die Filme vor der Ausstrahlung auch mal an?

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  14. Hannelore Hohlweck24. Januar 2022 um 12:39

    Genuschelt und Schrott,ich fass es nicht. Das war beste Spannung und bestes Schauspiel seid langem. MEGA die Saarbrücker, bitte weiter so

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  15. Fand ihn megaspannend, so wie die beiden anderen Fälle zuvor auch!

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  16. Fand die Handlung "an den Haaren herbeigezogen". Da sind die Kölner und Münchener um Klassen besser.

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  17. Vermutlich sind mehr Leute vor lauter Langeweile vor dem Fernseher verstorben als in dem Film. Und wenn die jungen Schauspieler mal eine Sprachschule besuchen würden, wäre das Klasse. Auch die vielen lauten Nebengeräusche (Musik) während der Dialoge könnte man verbessern. Aber scheinbar ist das jetzt modern, genauso wie der Drehwurm ständig um 360 Grad. Soll der Zuschauer so irre gemacht werden, damit er nicht mitbekommt, wie langweilig das ganze war.

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  18. Das war wieder so eine Tatort-Gurke, bei dessen Anschauen frau / man nur mit dem Kopf schütteln kann. Die Story ist mittlerweile so dermaßen aufgebläht, dass ihr nun gänzlich die Logik, Glaubwürdigkeit und Luft ausgeht und sie einfach mit einem leisen Furz in sich zusammenfällt. Einmal im Jahr ein Tatort mit diesem Team ist definitiv einmal im Jahr zuviel! :-(

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  19. Ich liebe Tatort Saarbrücken!! Bin sonst kein Fan vom Tatort, aber diese Besetzung gefällt mir so gut! Die Kritik an der Artikulation ist teils berechtigt, aber bei weitem nicht so dramatisch wie bisher dargestellt. Dennoch muss ich die Schauspielerin der JVA Ärztin hervorheben, da sie gerade durch ihre klare Artikulation positiv aufgefallen ist! Aber die Szene mit
    der Ärztin hat mir generell sehr gut gefallen. Provokant und amüsant! Mehr von ihr und natürlich auch vom Tatort Saarbrücken!

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  20. Verschwurbelter Krampf wie alle Fälle aus Saarbrücken. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

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  21. Spannend bis zuletzt und beste schauspielerische Besetzung!Bitte mehr vom Tatortteam Saarbrücken!

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    1. von mir aus. Ich werde mir diese Provinz-Filmchen bestimmt nicht anschauen.

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  22. Alle Fälle der neuen Saarbrücker Ermittler waren bisher gut, aber dieser hier hat sie nochmal übertroffen. Die schauspielerische Leistung, die feinfühlige Inszenierung und - wo vorhanden - die musikalische Untermalung haben zu sehr intensiven Momenten geführt. Im Vergleich zu den vorherigen beiden Saar-Tatorten wirkten die Figuren deutlich authentischer und nahbarer. Das Saarbrücker Team hat eine tolle Chemie! Jammerschade, dass man sie nur einmal pro Jahr zu sehen bekommt. Die vielen Beschwerden wegen angeblichem Genuschel kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Alle Schauspieler hatten eine klare Aussprache und ihre Stimme, für mein Empfinden, passend eingesetzt. Wenn man trotzdem Verständnisprobleme hat, kann man sich doch mit den Untertiteln behelfen...

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