Bild: SWR/Stephanie Schweigert |
WwdT: Was ist das Besondere an eurem Jubiläumsfall Der Mann, der lügt?
Klare: Es gibt einen Perspektivwechsel: Der Tatort wird aus der Sicht eines Verdächtigen erzählt. Trotzdem sind wir als Kommissare sehr präsent, das gefällt mir natürlich gut. Wir ermitteln dann in gewohnter Manier, haben aber diesmal nur eine Person im Fokus. Dafür haben wir zum Beispiel sechs oder sieben Tage nur in einem einzigen Verhörraum gedreht. Da musste ich seitenweise Text lernen.
WwdT: Wie lang brauchst du in der Regel dafür?
Der Mann, der lügt: Jakob Gregorowicz (Manuel Rubey).
Bild: SWR/Alexander Kluge
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Klare: Ich würde sagen, es ist ein klassischer Ermittlungstatort, gerade auch im Vergleich zu unseren letzten Fällen. Da hatten wir ja häufiger Themen-Tatorte mit namhaften Autorenfilmern, zum Beispiel Stau oder die RAF (in Der rote Schatten, Anm. d. Red.). Aber der Film macht trotzdem Spaß!
WwdT: Ist diese thematische Vielseitigkeit momentan eine eurer größten Stärken?
Klare: Von den Themen her waren das interessante und spannende Fälle, das würde ich unterschreiben. Die Folgen waren gut und haben ihre Berechtigung. Schauspielerisch gefordert haben sie mich aber nicht so, und ich werde am Set gerne gefordert. Bei den Geschichten mitreden können wir ohnehin erst, wenn das Drehbuch da ist.
WwdT: Welches Thema würdest du dir mal von der Redaktion wünschen?
Werden bei ihrem Jubiläumsfall besonders gefordert:
Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare).
Bild: SWR/Alexander Kluge
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WwdT: In den letzten zehn Jahren gab es zwischen den Figuren ja immer mal Zerreißproben, wie zum Beispiel in Eine Frage des Gewissens, wo Bootz vor Gericht für Lannert lügt, oder in Preis des Lebens, in dem Bootz' Tochter entführt wird.
Klare: Preis des Lebens war rein schauspielerisch mein Lieblingstatort, weil ich natürlich megamäßig was zu spielen hatte. Da konnte ich was zeigen und war richtig gefordert.
WwdT: Und es war zugleich der letzte Tatort mit Maja Schöne in der Rolle als Bootz' Frau Julia.
Klare: Genau, für Preis des Lebens ist sie noch einmal zum Tatort zurückgekommen. Die Trennung im Film resultierte vor allem daraus, dass Maja die Rolle nicht mehr spielen wollte. Sie hatte meist nur zwei bis drei Drehtage. Ich habe das bedauert und hätte gerne mit ihr weitergemacht.
Verließ ihren Mann Sebastian (Felix Klare) für einen anderen:
Julia Bootz (Maja Schöne) schenkt ihrem Gatten reinen Wein ein.
Bild: SWR/Stephanie Schweigert
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Klare: Ich war erstmal erschrocken, dabei kam es nicht ganz unerwartet. Sie hatte schon länger überlegt, mit dem Tatort aufzuhören und ist nicht mehr so interessiert am Schauspielern, sondern möchte sich anders weiterentwickeln. Leider ist es keine echte Ausstiegsfolge geworden, sie ist im nächsten Tatort einfach nicht mehr da. Aber vielleicht kommt sie ja auch nochmal für eine Folge zurück, so wie Maja. Ich würde mir das wünschen und ich glaube, die Redaktion wäre dafür absolut offen.
WwdT: Was müsste passieren, damit du selbst beim Tatort aussteigst?
Klare: Wenn ich merke, dass ich für gar nichts anderes mehr angefragt werde, mich gar nicht mehr in andere Richtungen entwickle und nur noch den Tatort drehe, dann müsste ich in den sauren Apfel beißen und es sein lassen. Aber momentan ist das nicht so. Ich mache den Tatort gerne und weiß, dass es ein Privileg ist, zwei Filme im Jahr sicher zu haben. Für die Familienplanung ist es natürlich auch gut. In der Kunst sind solche festen Engagements alles andere als selbstverständlich, aber eine gewisse Freiheit gehört für mich dazu. Letztlich unterschreibe ich beim Tatort ja auch für Drehbücher, die ich noch gar nicht kenne. Das hat also alles seine zwei Seiten, wie so vieles im Leben.
WwdT: Wo soll es mit deiner Figur und dem Stuttgarter Tatort in den nächsten Jahren hingehen?
Gehört im Stuttgarter Tatort fest zum Inventar:
Die bedruckte Lederjacke von Sebastian Bootz (Felix Klare).
Bild: SWR/Stephanie Schweigert
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WwdT: Zum Abschluss noch eine Frage, die eine unserer Leserinnen eingereicht hat: Was hat es mit der braunen Lederjacke auf sich?
Klare: Die trage ich schon seit dem ersten Fall, dabei sollte ich ursprünglich eine Art Nerd spielen, der nur mit Schlips und Anzug rumrennt. Eigentlich spiele ich so jemanden gerne, aber wenn ich weiß, dass ich diese Figur über einen langen Zeitraum spielen soll, dann habe ich wahrscheinlich nach zwei Jahren keinen Bock mehr. Deshalb habe ich mir mit der Kostümbildnerin lieber was gesucht, was nicht so clean ist - und da haben wir dann die Jacke gefunden. Witzigerweise haben wir erst gar nicht bemerkt, dass da hinten ein Drache drauf ist - wir dachten, das wäre ein Wasserfleck! (lacht) Wir haben dann überlegt, ihn wegzumachen - aber eigentlich passt so ein prolliger Aufdruck ja zu Bootz. Dann mochte ich die Jacke irgendwann ganz gerne, weil sie mein Kostüm ein Stück weit gebrochen hat. Irgendwann kamen statt der Anzughosen Jeans dazu.
WwdT: Und nun ist die Jacke dein Markenzeichen?
Klare: Sie ist natürlich ein Wiedererkennungsmerkmal, so wie der braune Porsche bei Lannert. Daher besteht die Redaktion auf der Jacke. Ich verstehe das auch, aber ich könnte mir auch gut vorstellen, mal ein oder zwei Tatort-Folgen was anderes anzuziehen.
WwdT: Vielen Dank für das Interview!
Interview: Lars-Christian Daniels