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Bild: SRF/Sara Hlavacek |
Die letzte neue Tatort-Folge mit den Kantonspolizistinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) hieß Risiken mit Nebenwirkungen und lief am 11. September 2022: Die Ermittlerinnen aus Zürich müssen im Film den Mord an einer Rechtsanwältin aufklären, die für einen großen Pharmakonzern tätig war.
Uns hat der Krimi aus der Schweiz nicht ganz überzeugt: Unser Kritiker vergab nur 4 von 10 Punkten. Auch beim deutschen Publikum fiel das Feedback sehr durchwachsen aus – und die Einschaltquote war mit gut 7 Millionen Menschen relativ schwach.
Wie geht es nun weiter?
Bereits im August und im September 2021 sind am Zürisee zwei weitere Tatort-Folgen entstanden, zu denen das SRF zwar keinen offiziellen Titel kommuniziert hat, die unseren Informationen nach aber unter den Arbeitstiteln Blinder Fleck (zuvor: Der blinde Fleck) und Seilschaft (zuvor: Monster) produziert wurden. Die Drehbücher stammen jeweils von Claudia Pütz und Karin Heberlein. Regie bei beiden Krimis führt Tobias Ineichen, der für das SRF bereits viermal einen Tatort inszeniert hat (zuletzt Kriegssplitter). Die Schweizer Boulevardzeitung BLICK hat einen Bericht vom Set veröffentlicht.
In Fall Nr. 5 für Grandjean und Ott ist ein Dreifachmord auf dem idyllischen Pfannenstiel der Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit einem dunklen Kapitel aus Europas jüngerer Vergangenheit. Die einzige Mordzeugin ist ein sechsjähriges Mädchen. Fall Nr. 6 führt die Zürcher Kommissarinnen in den exklusiven Kreis hochpotenter Philanthropen, die von einem Serientäter ins Visier genommen werden. Seilschaft feiert seine TV-Premiere am Sonntag, 30. April 2023 um 20.15 Uhr im Ersten. Auch Blinder Fleck ist für dieses Jahr im Fernsehen geplant – wir gehen von einer Erstausstrahlung in der 2. Jahreshälfte 2023 aus.
Auch der siebte und achte Fall aus der Stadt am Zürisee befinden sich in Produktion: Die erste Klappe unter Regie von Michael Schaerer, der zuletzt den Luzerner Tatort Zwischen zwei Welten inszeniert hat, fiel im November 2022. Stefan Brunner und Lorenz Langenegger, die die Figuren des Zürcher Tatort entwickelt und die Geschichten zu den ersten beiden Fällen Züri brännt und Schoggiläbe geschrieben haben, zeichnen für die Drehbücher verantwortlich. Die Arbeitstitel hat das SRF auch hier nicht kommuniziert. Unseren Informationen zufolge sollen sie Uf em Aff und Fährmann (alternativ: Fährimaa) heißen. Der Sender hat die beiden Tatort-Folgen für das Jahr 2024 im TV angekündigt.
In Fall Nr. 7 wird der Zürcher Zoo nach einem Mord zum Dreh- und Angelpunkt der Ermittlungen. Im Zentrum stehen zwei verfeindete Schwestern. Der kriminalistische Instinkt der Kommissarinnen wird dabei besonders gefordert: Grandjean und Ott tauchen in einen Fall um falsche Identitäten, Philanthropie, Gier und Kidnapping ein. Ein Setbericht mit Fotos vom Dreh im Zoo erschien im Südkurier. Fall Nr. 8 spielt im weihnachtlichen Zürich: Die Schweizer Ermittlerinnen jagen einen Serientäter, der in der Bankenszene sein Unwesen treibt. Grandjean reist im Rahmen der Ermittlungen an ihren alten Arbeitsort in der Westschweiz und wird in La Chaux-de-Fonds mit einem Fall konfrontiert, den sie längst als erledigt betrachtet hatte.
Die nächsten TV-Termine für den Schweizer Tatort:
Sonntag, 30. April 2023, 20.15 Uhr, Das Erste
Uff em Aff
im Jahr 2024
im Jahr 2024
Über den Schweizer Tatort
Neben den Zürcher Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) zählen auch die Staatsanwältin Anita Wegenast (Rachel Braunschweig), der Kriminaltechniker Noah Löwenherz (Aaron Arens) sowie Otts guter Freund Charlie Locher (Peter Jecklin) und Grandjeans Lebensgefährte Milan Mandic (Igor Kovac) zum festen Figurenensemble im Schweizer Tatort.
Bei der Produktion seiner Tatort-Folgen legt das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hohen Wert auf Diversität und Klimafreundlichkeit: Vor der Kamera stehen exakt so viele Frauen wie Männer. Auch bei der Crew ist das Geschlechterverhältnis fast ausgeglichen. Mit Blick auf die Einschaltquoten in Deutschland nützt das aber wenig: Die ersten Zürcher Tatort-Folgen Züri brännt und Schoggiläbe verfehlten hierzulande die 8-Millionen-Zuschauer-Marke, was dem Team aus der Schweiz im Vergleich zu anderen Tatort-Städten einen Platz auf den hintersten Rängen der Zuschauergunst beschert.
Das war bei ihren Vorgängern allerdings nicht anders: Das deutsche Publikum tut sich mit den Tatort-Teams der Eidgenossen traditionell schwer. Grandjean und Ott haben 2020 die Nachfolge der Luzerner Ermittler Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) angetreten, die hierzulande stets einen schweren Stand hatten und 2019 im völlig missglückten Tatort Der Elefant im Raum zum letzten Mal auf Täterfang gingen. Highlights wie der spannende Sniper-Krimi Ihr werdet gerichtet, der kompromisslose Geiselnahme-Thriller Friss oder Stirb oder der herausragend inszenierte Echtzeit-Tatort Die Musik stirbt zuletzt waren in Luzern eher die Ausnahme als die Regel. Der Flückiger-Erstling Wunschdenken von 2011 war gar ein mittelschweres Desaster – was auch an der grottenschlechten Nachsynchronisation lag, die das SRF kurzfristig in Auftrag gegeben hatte.
Das wurde in den Jahren danach kaum besser: Neben den oft durchwachsenen Drehbüchern sorgte die meist mangelhafte Synchronisation der schwyzerdütschen Originalfassung für Kritik der deutschen TV-Zuschauer. In der Schweiz hingegen wird traditionell der O-Ton ausgestrahlt – und das auch schon zehn Minuten früher, weil der Tatort dort sonntags schon um 20.05 Uhr gezeigt wird. Kritik entzündet sich hierzulande auch am französischen Dialekt von Isabelle Grandjean – dabei ist gerade die Mischung aus Hochdeutsch, Schwyzerdütsch und Französisch ja kennzeichnend für unser multilinguales Nachbarland.
Letzte Aktualisierung: 17. März 2023