Hexentanz

Folge: 529 | 13. April 2003 | Sender: NDR | Regie: René Heisig
Bild: NDR/Ines Gellrich
So war der Tatort:

Wie verhext. 

Hauptkommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die zum zweiten Mal für das Landeskriminalamt Niedersachsen im Einsatz ist und nach einer knappen Stunde wieder Unterstützung von ihrem treuen Mitbewohner Martin Felser (Ingo Naujoks) erhält, wird nämlich auch in Hexentanz wieder in die tiefste norddeutsche Provinz abkommandiert. Und in dem namenlosen Dörfchen in der Nähe des Teufelsmoors ticken die Uhren noch anders: Wer glaubt, dass Hexenverfolgung und weiße Magie ins Mittelalter gehören, ist schief gewickelt. 

Das zumindest wollen Drehbuchautor Markus Stromiedel (Einmal täglich) und Regisseur René Heisig (Der schöne Schein), die einen klassischen Whodunit-Fall konstruieren und die Täterfrage bis zur letzten Filmminute offen halten, ihrem Publikum weismachen: Die unglaubwürdige Skizzierung der übertrieben engstirnigen Dorfbewohner, an der bereits Lindholms Erstling Lastrumer Mischung krankte, raubt auch Hexentanz einen Großteil seiner Authentizität. Wenn im 21. Jahrhundert in deutschen Vorgärten Pentagramme brennen und Hühnerknochen an Fäden von dürren Ästen baumeln, dann kann die Geschichte noch so clever angelegt und der Kreis der Verdächtigen noch so vielfältig sein: Es fällt einfach schwer, der Krimihandlung dauerhaft Glauben zu schenken. 

Die Suche nach dem Mörder von Werner Hellmann (Wolfgang Packhäuser, 3 x schwarzer Kater), der einen Bogen zum dreizehn Jahre zurückliegenden Mord an seiner Ehefrau schlägt, steht damit von Beginn an auf tönernen Füßen. Das ist umso ärgerlicher, weil der 529. Tatort ansonsten schwer zu durchschauen und nie wirklich auszurechnen ist: Tatverdächtige gibt es gleich ein Dutzend, und weil in der Mordnacht ein Häuserbrand – Hurra, das ganze Dorf ist da! – den ganzen Ort in helle Aufregung versetzt, hat auch keiner der Dorfbewohner ein wasserdichtes Alibi. 

Mit dem Trottelfrisur tragenden, in einen unfassbar hässlichen Pulli gesteckten Dieter Grote (Thomas Schmieder), seinem umtriebigen Vater (Karl Kranzkowski, Heimwärts) und dessen unsympathischer Gattin Henrike (Swetlana Schönfeld, später  in Todesstrafe und vielen weiteren Folgen als Eva Saalfelds Mutter Inge im Leipziger Tatort zu sehen) drängen sich gleich mehrere Verdächtige in den Vordergrund, um dann vorübergehend aus dem Blickfeld zu geraten. War es vielleicht doch die psychisch kranke, fleißig Vogelfutter knabbernde Erika Hinrichs (Monika Hansen), die man im Dorf glatt wegsperrt? Oder gar Kirsten Hellmann (Lisa Potthoff, Bittere Trauben), die Tochter der beiden Opfer, die von heute auf morgen wieder in der Gegend um das Teufelsmoor auftaucht? 

Charlotte Lindholm, die den Kollegen von der Dorfpolizei nach allen Regeln der Kunst vorführt, sich im Verhör aber von Tierarzt Grote denkwürdig unterbuttern lässt, sucht lange nach des Rätsels Lösung. Die gefällt, rettet den Hexentanz aber auch nicht mehr ins sehenswerte Mittelmaß.

Bewertung: 4/10