Diesmal ist es anders

Folge: 1269 | 28. April 2024 | Sender: WDR | Regie: Torsten C. Fischer
Bild: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke
So war der Tatort:

Telepathisch.
 
Denn im 90. Tatort mit den Kölner Hauptkommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) findet mehrfach etwas statt, was man in der Krimireihe nur selten zu sehen bekommt: Menschen unterhalten sich per Gedankenübertragung und führen Monologe, ohne dabei den Mund zu öffnen. Das hat in Diesmal ist es anders (der anfangs den Arbeitstitel Ballauf in Love trug) einen besonderen Hintergrund: Der ewige Junggeselle Ballauf ist nach langer Zeit mal wieder verliebt und kann die Gedanken seines Schwarms Nicola Koch (Jenny Schily, Flash) genauso lesen wie Koch die seinen. Und er ist fest dazu entschlossen, sein Single-Dasein aufzugeben.

Es ist typisch für diesen nach klassischen Mustern gebauten Kölner Tatort, das Ballaufs neue Beziehung nicht so glücklich ist, wie er anfangs glaubt, und dass sie in Verbindung zum Mordfall steht: Ein Mann, der in der Vergangenheit von Prominenten gewühlt hat, wird zu Tode gefahren und hatte auch die frühere Schlagersängerin Mariella Rosanelli (Leslie Malton, Was bleibt) im Visier. Die war eng mit der als Chefredakteurin eines Lokalmagazins tätigen Koch befreundet und kam oft in der Zeitung zu Wort, weil sie sich mit Unterstützung ihrer loyalen Ziehtochter und Assistentin Larissa Krüger (Katja Hutko) vorbildlich im selbst gegründeten Jugendprojekt "Kids4care" engagiert. 

Ähnliche Konstruktionen um persönliche Verwicklungen eines Ermittlers gab es in der Krimireihe schon oft – zuletzt nicht nur im Kölner Tatort Schutzmaßnahmen, in dem Freddy Schenks Tochter unter Mordverdacht gerät, auch im Göttinger Tatort Geisterfahrt, im Saarbrücker Tatort Der Fluch des Geldes oder im Stuttgarter Tatort Vergebung. Der Glaubwürdigkeit ist das wenig dienlich, der Spannungskurve aber fast immer – und weil Koch schon bald unter Mordverdacht gerät, steigern Drehbuchautor Wolfgang Stauch (Die Nacht der Kommissare) und Regisseur Torsten C. Fischer (Abbruchkante) die Brisanz des Kriminalfalls mit abgegriffenen, aber effektiven Mitteln.

Dass Ballaufs kritische Liaison im 1269. Tatort so viel Raum erhält, führt gleichzeitig dazu, dass drei Nebenfiguren nur am Rande vorkommen: Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch), KTU-Leiterin Natalie Förster (Tinka Fürst) und der gemütliche Kollege Norbert Jütte (Roland Riebeling) müssen sich mit wenigen Textzeilen begnügen. Die klingen überwiegend authentisch – was nicht für alle Dialoge gilt. So manche Zeile in diesem etwas kitschig inszenierten Tatort klingt seltsam gestelzt. Und auch Küchenpsychologie wird nicht weniger küchenpsychologisch, wenn man das Kind beim Namen nennt.


SCHENK:
Ich glaube, dieses "Kids4care"-Ding ist reine Wiedergutmachung für das, was sie damals nicht sehen wollte.

BALLAUF:
Ich glaube, das ganze Schlagerding samt Wechsel der Identität war 'ne einzige Flucht davor.

JÜTTE:
Glaube ich auch. Also so rein küchenpsychologisch.


Diesmal ist es anders liefert dennoch solide, wenn auch dialoglastige Krimi-Unterhaltung mit Herz: Verdächtige, die weniger von sich preisgeben, als Ballauf und Schenk sich das wünschen, ein dunkles Geheimnis in der Vergangenheit und souveräne Befragungen im Wo-waren-Sie-gestern-Abend-Stil: Fans der Kölner Tatort-Folgen schätzen die Krimis aus der Rheinmetropole für genau diese Bodenständigkeit und bekommen sie hier zuverlässig geliefert. Allein die Auflösung der Täterfrage ist ein Kinderspiel – da können fleischgewordene Nebelkerzen wie Kochs neugieriger Nachbar Christian "Wampe mit Bier" Schröder (Robert Nickisch, Das perfekte Verbrechen) wenig dran ändern.

Gleichzeitig wäre der Kölner Tatort nicht der Kölner Tatort, wenn er nicht den Scheinwerfer auf den Zeitgeist richten würde: Dass in der Redaktion von Nicola Koch nur wenige Journalistinnen und Journalisten arbeiten, aber unter mehreren Pseudonymen Artikel veröffentlichen und so ein großes Redaktionsteam vorgaukeln, bringt das Problem einer ganzen Branche auf den Punkt. Printmedien fristen im Jahr 2024 ein Schattendasein und können Journalisten kaum noch bezahlen, weil die Leserschaft zunehmend wegstirbt und sie damit kaum noch zu finanzieren sind. 

Apropos ältere Generation: Dass die Kamera den trotz Befangenheit ermittelnden Ballauf und Koch beim Schäferstündchen einfängt, ist für die deutsche TV-Landschaft nicht selbstverständlich. Ja, auch Frauen und Männer über 50 haben ein Sexualleben und ja, das darf man im Fernsehfilm auch gerne thematisieren. So altbacken der Krimi aus der Domstadt sonst manchmal daherkommt, setzt er hier ein erfreuliches Zeichen. Gleichzeitig irritiert, dass Psychologin Lydia Rosenberg (Juliane Köhler), die in Altes Eisen selbst das Bett mit Ballauf teilte, nur einen plumpen Allgemeinplatz beisteuert ("In der Liebe muss man immer an das Beste glauben, Max.") – da wäre deutlich mehr möglich gewesen.

Am Ende ist aber ohnehin wieder alles beim Alten: Der einsame Wolf Ballauf geht ohne Frau an seiner Seite durchs Leben. Dafür aber mit Familienvater Freddy, der sich an der Seite seines Partners ebenfalls wohler fühlt als daheim und ihm diesmal eine besonders wertvolle Stütze ist.


BALLAUF:
Was verbindet euch, dich und deine Frau?

SCHENK:
Die Ehe, Max. Die heilige Ehe.


Bewertung: 6/10



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45 Kommentare:

  1. Hab mich so auf die Kölner gefreut. Aber was ist das denn?

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  2. Und man glaubt es kann nicht schlimmer kommen und es kommt schlimmer.

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  3. Warum kann kein Kommissar nicht mal eine normale Beziehung führen? - Jedesmal stirbt die jeweilige Partnerin/ der jeweilige Partner... Es wird allmählich lächerlich!

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  4. Unfassbar langweilig und hanebüchen. Zumal Leslie Malton nur noch entsprechend besetzt wird

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  5. Ich bin wirklich ersetzt, dass Empathie überhaupt keine Rolle spielt. Da stirbt diese Frau und der Kommissar muss sich anhören, dass er" einen schlechten Job macht"..echt jetzt??!! Das ist unterirdisch.

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  6. Langweiliger Schrott und die ständigen privaten Verstrickungen der Ermittler nerven nur noch !

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  7. Für uns war der Tatort super...endlich auch mal wieder ohne Brennpunktthema.

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  8. Das ewig sonntägliche Nörgeln ist mir egal, ich fand‘s tragisch und gefühlvoll gelungen.

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    1. Die Nörgler sind jeden Sonntag die gleichen.
      Die braucht man nicht beachten - tut auch niemand wirklich.

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    2. Anonym 21:47
      "das ewig sonntägliche Nörgeln" müssen Sie leider weiter akzeptieren... die meisten Kommentare sind ja nicht unter der Gürtellinie - treffen aber sehr oft den Punkt:
      LANGWEILIG - und keine Fälle mehr... wenn ich Beziehungsdramen sehen möchte, drehe nicht nur ich einfach andere Sender ein. Der TATORT war mal eine Institution in ARD mit Alleinstellungsmerkmal - ein Klassiker und Aushängeschild - sogar über die Grenzen hinweg.... mit Millionen Zuschauern und Top "Quoten" (ohne die ja nichts mehr geht) also auch diesmal: Wieder mal langweilig.... Bewertung überleg ich noch... vielleicht ne 3?

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    3. genau !
      Weil die meisten so einfältig und debil daherkommen, verfestigt sich mein Gefühl, sie sind politisch motiviert: immer häufiger kritisieren Blau-braune Kasperl-Truppen oder sogar Putin's Trolle beliebte Sendungen des ÖR, um Stimmung gegen selbige & GEZ Gebühren zu machen...

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  9. Top. Keine Ahnung was daran langweilig gewesen sein soll. Wer Action braucht ist hier falsch. Gut gespielt und seit langem mal wieder eine konsistente Story.

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  10. War ganz ok. Vom Kölner Tatort darf man eben keinen Actiofilm erwarten, insofern alles gut. Bewertung 6 ist in Ordnung, eventuell auch 7.

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  11. Da drohte tatsächlich auch der Kölner Tatort ins Seelendrama des Ermittlers abzudriften aber zu meiner Freude gibt es ja da noch Schenk und Jütte die das noch irgendwie hinbiegen konnten das es noch so gerade ein Tatort war.Ich hoffe aber inständig das derartiger Mumpitz in Zukunft nicht mehr vorkommt.

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  12. Heutiger Tatort war " unterirdisch". Hab mir mehr unter einem guten Krimi vorgestellt. Und dafür zahlen wir GEZ Gebühren

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    1. Jede Woche das gleiche Gejammere über die GEZ. Langsam wirds echt langweilig.

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    2. Sagt ein Anonymer ......

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  13. Endlich wieder ein Tatort, das man so nennen kann. Erste Sahne war das zwar nicht, es gab schon bessere Tatorte, aber man konnte sich die Sendung bis zum Ende anschauen ohne kotzen zu müssen. Bitte wenigstens so weitermachen.

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  14. Ich fand den heutigen Tatort nach dem Schrott der letzten Monate garnicht so schlecht. Gut, diese privaten Beziehungen der Ermittler sind meistens an den Haaren herbeigezogen, aber im Kölner Tatort fand ich die Story nicht übel. Man kann nur hoffen, daß der Tatort mal wieder das wird, was er einmal war.

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  15. Diese Nörgler jeden Sonntag dasselbe,meckern über Gebühren,man kann es nicht mehr hören,lauter unzufriedene Menschen ,mit solchen Leuten gibt man sich besser nicht ab.

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  16. Großartiger Tatort, feiner Ballauf! Tolle Idee, die Gedanken laut werden und sich ergänzen zu lassen.

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    1. Uns hat der tatort extrem gut gefallen. Die Idee die Gedanken laut werden zu lassen, fanden wir sehr gut gelungen. Und auch das durch jahrelange Zusammenarbeit geprägte Verhältnis der Kommissare war echt stimmig. Einfach sehr gute Unterhaltung

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    2. und ich hätte Ballauf so gegönnt, dass endlich mal eine Frau bleibt ...

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  17. Also ich fand es spannend bis zum Schluss! Und Ballauf stark,stark, stark! Seit langem mal wieder keine vergeudete Lebenszeit am Sonntagabend wenn man das Erste schaut🫶🏻

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  18. Fand ihn sehr ansprechend. Mal was anderes. Warum immer das gleiche? Muss ja nicht jedem gefallen!
    Hier war von allem was dabei. Weiter so!

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  19. Jeden Sonntag diese Meckerer,schaut doch was anderes und immer die Gebührenkeule,ich kann es nicht mehr hören so ist halt Deutschland,nur meckern,sie haben bestimmt keine Freunde,wer will schon mit Dauermeckeren befreundet sein ,einfach mal die Klappe halten.

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  20. Ich war auf diesen Tatort gespannt, denn Torsten C. Fischer steht eigentlich für exzellente Unterhaltung.
    Aber dieses Mal hat hat er enttäuscht - das kann er besser!

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  21. Im Vergleich zu den letzten zwei Tatort hervorragend.

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  22. Die Kommissare sollten nicht privat in den Fall verwickelt sein.

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  23. Ich frage mich echt, was das für Leute sind, die sich jeden Sonntag den Tatort anschauen, nur um hinterher darüber zu nörgel, dass sie es genauso schrecklich fanden wie in den 200 Folgen davor. Haben die nix Besseres zu tun, als eine Sendung zu schauen, die ihnen offensichtlich nicht gefällt? Das hat schon fast etwas von Loriot. - Ich fand die heutige Folge solide. 6/10 passt.

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    1. ... wir sind "Leute" wie SIE ... die jahrzehnte gerne TATORT schauen - und wenn sie gut sind, auch gerne viele Sterne verteilen - und wenn langweilig - lass ich mir von niemanden verbieten auch mal negative Kommentare zu äussern .... immerhin sind auch wir noch dabei

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    2. Daumen hoch, sehr gute Antwort

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    3. Die Meckerer sollten mal auf Tatort Facebook schauen,überwiegend positive Kritiken, hier auf der Seite jede Woche überwiegend schlechte Kritik ,sie suchen ja immer das Negative,schauen sie doch anderes.Aus Ende

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  24. Der beste Tatort seit langem. Das Thema wurde gut und realistisch ermittelt. Dramaturgisch die Gedanken einzuspielen eine gute Idee, das macht das Ganze spannend und interessant. Sehr gute schauspielerische Leistung der Kommissare.

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  25. Für den mit Abstand schlechtesten Kölner Tatort 6 von 10 Punkte? War das ein wieder ein elend langweiliger, an den Haaren herbeigezogener Schrott! "Tatort" sollte vielleicht mal eine Weile pausieren und nicht jede Woche eine neue Folge erscheinen, die dann auch noch so grottig schlecht ist wie die meisten der letzten Zeit. Früher gab es Tatort auch nicht jeden Sonntag und war deutlich besser als heute.

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  26. Diese vielen schlechten Bewertungen gibt es jedesmal nur auf dieser Seite,aber nicht auf der Tatort Facebookseite,da meistens Positiv.Wie ich auf dieser Seite schon sagte nur immer dieselben Meckerer mit der GEZ Keule,die ja jede Woche meckern,hat ihnen in den letzten Monaten schon mal ein Tatort gefallen?

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    1. Sind halt immer die handvoll Nörgler welche bei jedem Tatort meckern. Und das immer gleich mehrfach. Muss man nicht darüber nachdenken. Nächste Woche kommen die gleichen Aussagen wieder.

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    2. der blannke Hans30. April 2024 um 23:59

      Hallooo Anonym :)
      Sie sind offensichtlich auch immer dabei?
      Als es Fazzebook & Co noch gar nicht gab, und Einige noch die Holzwolle aus ihrem Teddy gezupft haben - da habe ich schon TATORTE geguckt - UND? Bewertet, von 9 bis NULL alles kritisch und seriös - immer bewertet. Sie werden sehen - ich werde mich nicht als eine "rechte Kasperl-Puppe" beschimpfen lassen... und hoffe, dass es NUR ein bisschen besser wird.. :) und nochmal: Wenn es gegen NULL geht, nehme ich mir die Freiheit wie viele Andere, kommentiere >>>> und "drehe" einfach einen anderen Sender ein - so einfach issss dasssss wie erwähnt: Bis nächste Woche auf dieser Welle :)

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  27. Max hat man seine verzweifelte Angst so intensiv sehen können. Das er dann so plötzlich wieder zum klaren Ermittler umschwenkt war überraschend für mich.

    Ps. Früher war alles viel besser : Bei Schimanski waren‘s doch auch oft Beziehungsgeflechte !

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  28. Dieser Tatort war mir auch zu schwülstig.
    Und ich hasse Logigfehler.
    Bei der zweiten Sprengung klebte ne Bombe am Geldautomat. Hat keinen weiter gestört.

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  29. Das war ein toller Tatort, spannend, zu einem aktuellen Thema mit sehr guten schauspielerischen Leistungen. 8 von 10 Punkten.

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  30. Ich bin ein bisschen hin und her gerissen. Die Story selbst war eigentlich gut. Und mich hat sogar die Täterin überrascht. Offensichtlich wäre für mich ihre Assistentin gewesen. Aber das wäre den "zu erwarten gewesen". Gut gelöst. Andererseits, ist seine vorherige Freundin nicht auch gestorben? Oder es ging auseinander, weil sie tatverdächtig war? Eigentlich hätte er nicht weiter ermitteln dürfen. Auch nicht als Fernseh-Kommissar. Das wirkte irgendwie kalt. Zusammengefasst: Unvorhersehbares Ende mit Hilfe einer dritten Person, die nicht so rüber kam, als würde sie helfen wollen. Traurig, dass Ballauf kein Glück gegönnt wird. Gut, aber nicht überragend.

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