Tote Erde

Folge: 847 | 21. Oktober 2012 | Sender: SWR | Regie: Thomas Freundner
Bild: SWR/Alexander Kluge
So war der Tatort:

Perfekt getimt.

Die ARD strahlt Tote Erde, den elften gemeinsamen Einsatz der Stuttgarter Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) nämlich nicht an irgendeinem Sonntag aus, sondern am 21. Oktober 2012, am Abend der Oberbürgermeister-Wahlen in Stuttgart.

Da Baden-Württemberg mit Winfried Kretschmann seit einigen Monaten nicht nur den ersten grünen Ministerpräsidenten in der Geschichte der Bundesrepublik, sondern die baden-württembergische Landeshauptstadt mit Fritz Kuhn kurz darauf auch einen neuen grünen Stadtvater hat, passt die umweltthemenlastige Geschichte, die der vierzehnfache Tatort-Regisseur Thomas Freundner (Väter) gemeinsam mit Debütant Wolf Jakoby geschrieben hat, wie die Faust aufs Auge zur Heimat der engagierten Wutbürger und Parkschützer.

Überzeugend ist der Krimi deswegen noch lange nicht: Freundner und Jakoby siedeln ihr klassisches Whodunit.-Konstrukt im Milieu studentischer Umweltaktivisten an, die auf den selten dämlichen Namen "Eco-Pirates" hören und politisch irgendwo zwischen Piratenpartei, Anonymous und der 68er-Bewegung anzusiedeln sind.

Dabei bedienen nicht nur Studentin Melli (Paula Kalenberg, Bermuda) und ihr gesundheitlich angeschlagener Aktivistenfreund Timo (Philipp Quest) so ziemlich jedes Klischee: Vor allem die nervtötende Wahrsagerin Saraswati (Katharina Heyer, Brandmal), der eine Schlüsselrolle im 847. Tatort zukommt, fällt als Figur erschreckend eindimensional aus – Handlesen inklusive.

Lannert und Bootz müssen bei ihren Ermittlungen zum ersten Mal auf die Unterstützung der gänzlich unschwäbischen Staatsanwältin Emilia Álvarez (Carolina Vera, kurz vor den Dreharbeiten erkrankt) verzichten: Die gebürtige Stuttgarterin Natalia Wörner (Martinsfeuer), zuletzt unter anderem in der schwäbischen Klamotte Die Kirche bleibt im Dorf im Kino zu sehen, tut als Staatsanwältin Henrike Habermas genau das, was zu befürchten ist: Sie schwäbelt sich bemüht durch sämtliche Dialoge und wackelt schon in den Anfangsminuten des Krimis mit ihrem blanken Busen, den das TV-Publikum kurz zuvor bereits in der Sat.1-Verfilmung Die Säulen der Erde bewundern durfte, durchs Bild.

Doch ob Quickie im Hotel, Karaoke-Abend oder überraschender Heitratsantrag: Keine der kitschigen Techtelmechtel-Szenen mit dem schmierigen Unternehmer Johannes Riether (der spätere Berliner Tatort-Kommissar Mark Waschke, Familienbande) bringt die Handlung auch nur einen Deut voran. Viel einfacher wäre es gewesen, die Liebesbeziehung zwischen Habermas und Riether zu streichen – dann wäre auch etwas mehr Zeit für das Privatleben von Lannert und Bootz geblieben, in das diesmal Bewegung kommt.

So versandet Tote Erde früh als klischeebeladener, selten spannender Öko-Krimi, der zwar viel schwäbisches Lokalkolorit mitbringt, inhaltlich aber durchfällt und bis heute zu den schwächsten Fällen mit Lannert und Bootz zählt.

Bewertung: 3/10

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