Aus dem Dunkel

Folge: 1245 | 8. Oktober 2023 | Sender: SWR | Regie: Jochen Alexander Freydank
Bild: SWR/Peter Porst
So war der Tatort:

Reif für den Schlussstrich.

Aus dem Dunkel ist nämlich der fünfte und gleichzeitig letzte Tatort mit Heike Makatsch, die der SWR in ihrer Rolle als Hauptkommissarin Ellen Berlinger ursprünglich nur für den ebenso enttäuschenden wie groß angekündigten "Event-Tatort" Fünf Minuten Himmel unter Vertrag genommen hatte – und die die Krimireihe nach Angaben des Senders "aus finanziellen Gründen" schon wieder verlassen muss, bevor sie so richtig in ihr angekommen ist. Ihr letzter Tatort ist zwar eindeutig ihr bester, aber erneut kein ganz großer Wurf.

Bei ihrem Debüt von 2015 noch in Freiburg unterwegs, versetzte sie der Sender nach dem Start des ebenfalls im Breisgau angesiedelten Schwarzwald-Tatorts in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt und stellte ihr für ihre nächsten beiden Fälle den schwierigen Mainzer Kollegen Martin Rascher (Sebastian Blomberg) zur Seite. Ein Erfolg wurden auch Zeit der Frösche, Blind Date und In seinen Augen weder beim Publikum, noch im Feuilleton. In Berlingers letztem Tatort ist Rascher plötzlich gar nicht mehr dabei, weil er aus seinem Urlaub nicht zurückkommt. Alles ein wenig verkorkst.

Raschers Abstinenz wird in Aus dem Dunkel, und das ist ungewöhnlich für die Krimireihe, einleitend mehrfach debattiert, statt sie beiläufig abzutun – und zwar zwischen der frustrierten Berlinger und ihrem jüngeren Kollegen, dem Polizisten Lukas Wagner (Ludwig Trepte, Marlon). Der vertritt Rascher bei den gemeinsamen Ermittlungen gegen einen Stalker, der mindestens ein weibliches Opfer in den Suizid getrieben hat: Amira Hassan (Elmira Bahrami) hat sich von ihrem Balkon in den Tod gestürzt.

Der telefonische Psychoterror gegen ihre Person bildet den Auftakt zu diesem stimmungsvollen und überzeugend besetzten, allerdings sehr geradlinig erzählten Tatort, in dem Ellen Berlinger unter Regie von Oscar-Preisträger Jochen Alexander Freydank (Allmächtig) keine Sympathiepunkte mehr sammelt. Miesepetrig muffelt sich die Anti-Heldin durch einen Krimi, in dem ihr die Kollegen eigentlich freundlich gesinnt sind – auch Polina Spanos (Anastasia Papadopoulou, Die Liebe, ein seltsames Spiel), die sie durch ein Foto der Verkehrsüberwachung früh auf die Spur des Täters bringt.


BERLINGER:
Können wir das mit dem Duzen irgendwie sein lassen? Das macht mich immer ganz nervös.

SPANOS:
Du, das verstehe ich. Da brauchst du dich nicht blöd fühlen. Das ist überhaupt gar kein Problem.


Der Stalker muss ein Mann sein, wie wir zu Beginn durch die tiefe, verzerrte Stimme am Telefon erfahren, und er stammt aus seinem sehr überschaubaren Kreis potenzieller Täter. Berlinger vernimmt im 1245. Tatort keinen einzigen Verdächtigen, der nicht für die Polizei tätig ist. Vier Männer kommen infrage: Wagner, der ein falsches Spiel spielen könnte, der vorbelastete Hauptkommissar Thomas Engels (Andreas Döhler, Die Kalten und die Toten), der den übergriffigen Dienststellenleiter Niklas Zerrer (Rainer Sellien, Machtlos) beschuldigt, und Daniel König (Matthias Lier, Unsichtbar), der sich im Präsidium um die IT kümmert.

Hm. Wem ist es wohl am ehesten zuzutrauen, seinen Stalking-Opfern Spy-Apps auf ihre Smartphones zu schmuggeln und Miniaturkameras in den Wohnungen der terrorisierten Frauen zu installieren, die er dann genüsslich von zu Hause belästigen, bedrohen und bedrängen kann?

Die Auflösung der Täterfrage ist ein Kinderspiel, und deswegen macht Drehbuchautor Jürgen Werner (Du bleibst hier) in seinem 31. (!) Tatort nach einer Dreiviertelstunde auch kein Geheimnis mehr aus ihr. Aus dem Whodunit der ersten Filmhälfte wird ein klassischer Howcatchem. Berlinger & Co. beißen sich die Zähne daran aus, genügend Belastbares gegen den Stalker zu sammeln und einen weiteren erzwungenen Suizid zu verhindern. Dass auch Berlinger ins Visier des Frauenfeindes gerät – man kann die Uhr danach stellen.

Wir hingegen tun uns schwer damit, die Motive des Mannes nachzuvollziehen: Die Charakterzeichnung des Mörders gerät recht oberflächlich und als fieser Bösewicht gehen ihm das Besondere und das Charisma ab (man vergleiche ihn etwa mit dem perfiden Fiesling Kai Korthals aus Borowski und der stille Gast). Entsprechend kalt lassen seine Spielchen. Dafür wird in das Profil der alleinstehenden Katzenbesitzerin und Catering-Unternehmerin Julia Ritter (Susanne Wuest, Stau) investiert, sie erhält viel Kamerazeit und darf sich ausführlich vor dem Stalker fürchten.

Hier hat Aus dem Dunkel zweifellos seine stärksten Momente. Ein paar fiese Jump Scares im Düstern und ein echter Gänsehaut-Moment auf der Rückbank eines Autos: Wer im Horrorgenre zu Hause ist, wird darüber zwar nur müde lächeln, doch beim zart besaiteteren Teil des Publikums verfehlen sie ihre Wirkung sicher nicht. Spannend ist der Krimi bis zum Schluss, aber eben auch ausrechenbar und ohne echte Tiefe. So ist der fünfte Berlinger-Tatort zwar eine deutliche Steigerung, aber kein großer Befreiungsschlag – wohl aber das Ende eines seltsamen Missverständnisses.

Bewertung: 6/10



44 Kommentare:

  1. Also was ist nur mit dem Tatort los wenn einer der besten deutschen Schauspielerinnnen nicht mehr gut genug ist als Kommissar.
    Die Sendung der Tatort krankt vor allem an den Programmdirektoren nicht an den Schauspielern.
    Weil die hirnlose Drehbücher zulassen.
    Früher gab es einen rinfachen Mord der aufgeklärt wurde.
    Heute einfach alles nur noch Psycho.
    Das Erste sollte sich mal ein Beispiel an den Krimis vom ZDF nehmen.
    Jede Tatort Folge einfach nur hirnlos.
    Ich weiss nicht warum die besten Schauspieler von Deutschland sich für solche Drehbücher noch hergeben

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  2. Das war der schlechteste Tatort aller Zeiten. Wer schreibt denn so ein dilettantisches Drehbuch???

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  3. Nach dem Mist der letzten Wochen mal wieder ein besserer Tatort. Befremdlich ist nur, dass immer wieder Polizisten in die kriminellen Machenschaften involviert sind.

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  4. Die story ist dermaßen schlecht. Da kann auch Heike Makatsch nix mehr rausreißen. Morgen auf der Arbeit wie jeden Montag die gleiche Frage an die Kollegin:"Und? Tatort geguckt?"
    Und jedesmal die Antwort:"Hör bloß auf. Nach 10 Minuten ausgemacht."
    Habe jetzt beschlossen, keinen Tatort mehr zu gucken. Schade um die verlorene Lebenszeit.

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  5. Hallo. Was wurde aus dem maskierten einbrecher? Hab ich was verpasst?

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    1. Wir fragen es uns auch!

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    2. Den hatte der Stalker bestellt, genau wie die Pizzas. Für eine Art Rollenspiel. Der Arme, aber sowas macht man. ja auch nicht.

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    3. Das war kein Einbrecher, sondern ein Callboy, den der Stalker dort hin bestellt hat.

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    4. Das hab ich auch nicht verstanden…wurde nicht aufgeklärt!

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  6. Hört endlich auf mit dem Psychoscheiß. Es gibt fast keinen einigermaßen realen Tatort mehr !!!!

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  7. Die deutschen Tatort Sendungen werden immer schräger. Heute am 8.10.23 war wieder mal ein einsamer Höhepunkt. So eine absurde Story. Wer denkt sich so einen Schwachsinn aus. Gut, dass ihr euer Geld auch so bekommt. Jede Firma würde mit so was pleite gehen. Schämt euch!

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  8. Fand den Tatort super-spannend.

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  9. Was passierte mit dem maskierten Einbrecher?

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  10. Ich war ganz vertieft in die heutige Tatortfolge, sie war für mich spannend und intensiv, psychologisch sehr tiefgründig und zum Glück wieder ganz ohne „langweilige Knallereistorys“! Von mir darum zwei Daumen hoch und macht nur so weiter, denn mir gefallen ganz allgemein genau solche Psychostorys! 👍👍😉

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    1. Kann ich so unterschreiben.

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    2. Sie haben wahrscheinlich einen ganz andern Tatort gesehen wie ich

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  11. Na ja. War schon blöd. So ohne Motiv...

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  12. Grauenvoll 😩. War bisher immer Tatort-Fan, obwohl in letzter Zeit die Qualität beständig abgenommen hat. Tonqualität katastrophal! Die Dialoge waren kaum verständlich, die Hintergrundgeräusche übertönten! Nuschelige Aussprachen! Einer der schlechtesten Tatorte überhaupt……👎

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    1. Danke....und ich dachte,ich hätte was mit den Ohren!

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    2. Kann Ihnen nur zustimmen! Die Tonqualität ist wirklich unterirdisch. Ich musste ständig die Lautstärke korrigieren, um halbwegs dem Genuschele folgen zu können. Die ersten ca. 40 Minuten waren langweilig und teilweise unverständlich. Dann finde ich, dass die Story etwas an Fahrt aufnahm und der Tatort doch noch halbwegs spannend wurde. Aber dem Tatort Mainz trauere ich keine Minute nach, gut dass es vorbei ist!

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  13. Berühmte letzte Worte: „Is‘ nich‘ so mein Ding.“ „Mainz auch nicht.“

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  14. Bin eingepennt. Langweilig knd schlecht.

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    1. Habe auch nach 10 Minuten
      ausgemacht! Langweilig!!

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  15. Handwerklich sehr schlecht. Warum werden bei Durchsuchung mit Durchsuchungdbefehl nicht die Laptops, PCs, etc. beschlagnahmt?. Ansonsten dilletantische Polizisten!!!

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  16. Für mich einer der schlechtesten Tatorte, die bisher gesendet wurden.

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  17. Gut dass mit dieser Langeweile nun Schluß ist! Die Figur der Ellen Berlinger war immer unsympathisch,besonders,als sie ihre Tochter weggab um weiter eher schlecht als recht zu ermitteln.Heute hätte man so viel an Spannung und Emotionen herauskitzeln können aus der Storry,tja...war leider wieder nichts.Kamerawackler in Dauerschleife und Tonprobleme rundeten das schlechte Bild ab. Braucht keiner mehr...

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  18. So wird eine wirklich tolle Schauspielerin für so ein schlechtes Drehbuch verheizt. Schade!!!

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  19. Und dazu die nervenden Wackelkameras. Keine Stative oder Kameraleute die eine ruhigere Hand haben??

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  20. Wie fast immer grottenschlecht, 0 Punkte

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  21. Musste nach 5 Minuten umschalten, bei dieser Kameraführung wurde mir schlecht.

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  22. Endlich mal wieder ein TATORT, der den Namen auch verdient. Tolle Story, bis zuletzt spannend und kein moderner Firlefanz oder abgehobene Kunst sondern solides Handwerk. Ich hoffe alle anderen Tatorte kehren, nach diesem Beispiel, wieder zu tollen Stories und solidem Story erzählen ohne Schnörkel zurück. Dann hätte der TATORT auch wieder eine Zukunft.

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  23. An alle, die sich fragen: der maskierte Einbrecher war ein Callboy, der diese Show laut Bestellung abziehen musste. Also wie 6 Pizze - bestellt vom Stalker, geliefert an die ahnungslosen Opfer/Ermittler...

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  24. Ich habe sogar gestern Abend meine Meinung per E-Mail an die ARD gesendet. Der Tatort wird immer schlimmer und diese Psycho Scheiße braucht kein Mensch. Die Quoten gehen immer mehr zurück, aber sie wollen ja unbedingt junge Zuschauer, und verzichten daher auf 5 Millionen Zuschauer jeden Sonntag. Bloß das bringt auch nichts der Tatort ist einfach nur noch Müll!

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  25. Der Tatort war spannend. Leider war nicht nachvollziehbar, warum der Täter diesen Hass auf Frauen entwickelt hat. Das blieb alles sehr blass!
    Die Szene mit dem Einbrecher - wer war das denn überhaupt ? - war total nebulös ! Die Tonqualität war leider mal wieder sehr schlecht. So rauschte im wahrsten Sinne des Wortes leider einiges an mir vorbei..
    Ich hätte Heide Makatsch gerne noch länger gesehen !

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  26. Für mich gab es ein großes Problem bei dem Tatort und das war Königs versteckter Raum. Dort waren alle nötigen Beweise und der wurde nach der 1. Verhaftung Königs von der KTU nicht gefunden. Ernsthaft? Der Raum war recht groß und hatte sogar ein Fenster. Und Berlinger und Engels haben den Raum dann mehr oder weniger später im Vorbeigehen entdeckt. Das war schwach.

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  27. Nach dem letzten Zürich-Tatort hatte ich den Eindruck es könnte mit der Reihe wieder aufwärts gehen. Nach diesem Blödsinn aus Mainz weiß ich jetzt daß die Abwärtsfahrt weiter gehen soll.

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  28. Also, mir hat's auch nicht gefallen. Kameraführung, Licht, Ton anstrengend. Und nicht besonders spannend. Und er wurde in meiner Fernsehzeitschrift sooooooo großartig angepriesen. Äh... nö!

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    1. Ich hab in einer Fernsehzeitung bisher noch keinen Verriss eines Tatortes gelesen. Irgendwas ist immer toll.

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  29. Der Tatort war ausgesprochen schwach und unglaubwürdig. Allerdings ist das neuerdings ja normal. Wird Zeit daß die Reihe eingestellt wird. Wäre kein Verlust.

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  30. Unglaublich langweilig. Stupides Drehbuch. Unglaublich - warum werden diese Drehbücher nur angenommen?

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  31. Was sollen diese unnötigen Jump-Scares bitte? Wenn ich Horror gucken will, schalte ich nicht am Sonntagabend ARD ein. Vermiest den ganzen Film. War ansonsten OK, durchschnittlicher Streifen. Das Team wird nicht vermisst werden.

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