Der Fluch des Geldes

Folge: 1259 | 28. Januar 2024 | Sender: SR | Regie: Christian Theede

Bild: SR/Manuela Meyer

So war der Tatort:

Lasterhaft.

Denn im fünften Tatort mit den Saarbrücker Hauptkommissaren Adam Schürk (Daniel Sträßer) und Leo Hölzer (Vladimir Burlakov), die wie gewohnt von ihren Kolleginnen Esther Baumann (Brigitte Urhausen) und Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) sowie Rechtsmedizinerin Dr. Henny Wenzel (Anna Böttcher) unterstützt werden, wird gesoffen, gekokst und gespielt. Vor allem aber: gewettet.

Zwei Monate nach der letzten "Wetten, dass...?"-Ausgabe begibt sich Leo Hölzer in Der Fluch des Geldes undercover in ein Spielcasino – dort vermutet er die vierköpfige Bande, die ihn dank einer irrsinnigen Wette hinterm Lenkrad beinahe über den Haufen gefahren hat und eine Rentnerin am Steuer eines anderen Wagens buchstäblich zu Tode erschreckt. Einen echten Auftaktmord gibt es in diesem Saar-Tatort nicht. Vielmehr dient die Tote auf der Landstraße offensichtlich dazu, Betroffenheit beim Publikum und den Zorn von Leo Hölzer zu entfachen: Er will auf eigene Faust für Gerechtigkeit sorgen, denn die Raser drohen dank fehlender Beweise ungestraft davonzukommen.

Und so setzt er sich zu den kriminellen Zockern an den Pokertisch: Betty Henschel (Susanne Bormann, Das geheime Leben unserer Kinder), deren Kinderwunsch sich (noch) nicht erfüllt. Ihr Partner Taleb Hamsa (Omar El-Saeidi, Wacht am Rhein), dessen Spermiogramm zu wünschen übrig lässt. Der potentere Dino Callas (Daniel Zillmann, Murot und das Murmeltier), der mit Betty durchbrennen will und sich permanentem Bodyshaming ausgesetzt sieht ("Hier ist sie wieder mit Moppelchen!"). Und die gewiefte Luisa Becker (Jasmina Al Zihairi, Am Ende geht man nackt), die auf der Casinotoilette kokst und an der Nadel hängt. Eine illustre Spielgemeinschaft.

Im Polizeipräsidium sucht man das Gemeinschaftsgefühl indes vergeblich. Schürk vergrätzte Hölzer im Vorgänger Die Kälte der Erde und muss einleitend Farbe bekennen. Hölzer macht dafür auf Schürk und ermittelt solo, ohne sich mit dem Rest des Teams abzustimmen. Und Baumann und Heinrich? Die sind auch wieder dabei, erst im Fußballstadion, dann im Revier, erledigen Routinetätigkeiten. Mehr gesteht man den Kommissarinnen, deren Namen man in jeder Folge neu lernen muss, nicht zu. Sieht man mal davon ab, dass sie sich über ihre männlichen Kollegen aufregen, so dass diese Tatort-Folge nicht einmal den Bechdel-Test besteht. Auch Schürk sucht das Weite.

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BAUMANN:

Was ist denn mit euch beiden BFFs los?

SCHÜRK:

Ich mach Home Office. Ruft mich an, wenn was ist, ja?

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Der Fluch des Geldes ist eindeutig der leichteste, zugleich aber auch der schwächste Tatort mit Schürk und Hölzer. Denn so reizvoll sich der Auftaktunfall und das Anbandeln im Casino gestalten: Das Drehbuch von Hendrik Hölzemann (Das Herz der Schlange), der auch drei der vier Saarbrücker Vorgänger schrieb, lässt erstmalig nicht nur die Glaubwürdigkeit, sondern auch die emotionale Durchschlagskraft vermissen. Die bisher so mitreißende Backstory um den Tod von Schürks sadistischem Vater und den Besitz der Millionenbeute aus dem Bankraub seines Onkels wird nur am Rande thematisiert und ohne echte Brisanz harmonisch zu Ende gebracht. Zudem ist es für Hölzers Alleingang ziemlich praktisch, dass gerade viel Bargeld griffbereit ist.

Dass sich Hölzer, den Taleb & Co. bis in die Schlussminuten "Jens-Jens" nennen, der eingeschworenen Wettbande ohne non-monetäres Aufnahmeritual anschließen darf, wirkt wenig schlüssig. Realitätsnah ist das ohnehin alles nicht, will es auch gar nicht sein. Aber die anschließenden Wetten – Luft anhalten unter Wasser, ein Wettlauf durch eine bildstarke Industrieruine und eine Pulsmessung bei Provokationen – sind bei genauerer Betrachtung doch deutlich weniger lebensbedrohlich als die Wette, die in der Eröffnungssequenz zum tödlichen Unfall führt. Sowas wetten Schüler auf Schulhöfen. Der Nervenkitzel wirkt behauptet, das Handeln der ach so abgebrühten Gambler naiv, viele Dialogsalven gekünstelt. Das kann Saarbrücken besser.

Unter Regie von Christian Theede, der auch Das fleißige Lieschen und Der Herr des Waldes inszenierte, sonnt sich der Sommerkrimi in B-Movie-Ästhetik, wildert auf der Tonspur aber in Gefilden, die man aus dem Mainstream-Kino kennt und die selten in Sonntagskrimis zu hören sind. Vieles kommt uns dennoch bekannt vor. Hier ein wenig "Casino Royale" und "Crank", da ein wenig "Ninja Warrior" und "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast", am Ende eine Pointe in "Bang Boom Bang"-Manier. Immerhin: Besser gut abgekupfert als schlecht selbstgemacht. Unterhaltsam ist Der Fluch des Geldes durchaus – im Vergleich zu seinen Vorgängern kann der Popcorn-Krimi aber nie mithalten.

Bewertung: 4/10

🎥 Drehspiegel: Gibt es einen weiteren Tatort mit Schürk und Hölzer?

👀 Ausblick: Dieser Tatort läuft am nächsten Sonntag

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