Odenthal-Tatort: Annalena Schmidt (Frau Keller) und Peter Espeloer (Peter Becker) müssen gehen

Annalena Schmidt und Peter Espeloer, die im Tatort aus Ludwigshafen seit rund 25 Jahren die Assistentin Edith Keller und den Kriminaltechniker Peter Becker spielen, müssen die Krimireihe verlassen. Hier erfährst du exklusiv die Hintergründe und wann ihr letzter Tatort läuft.

Bild: SWR/Christian Koch
Zwei Urgesteine der beliebtesten deutschen Krimireihe sind am 3. September 2023 im Tatort Gold zum vorletzten Mal in Ludwigshafen zu sehen: Annalena Schmidt und Peter Espeloer, die seit Ende der 90er Jahre im Tatort aus der Kurpfalz die Assistentin Edith Keller und den SpuSi-Leiter Peter Becker spielen, werden vom SWR ab der Tatort-Saison 2024/2025 nicht mehr berücksichtigt. Ihr letzter Fall läuft Anfang des nächsten Jahres. Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter) hingegen bleiben der Reihe erhalten.

Das SWR-Statement im Wortlaut


Der SWR, der den Krimi mit der dienstältesten Tatort-Ermittlerin Lena Odenthal bereits seit 1989 in Auftrag gibt (erster Fall: Die Neue), hat sich zum Abschied von Annalena Schmidt und Peter Espeloer exklusiv gegenüber unserer Redaktion geäußert. Von Seiten des Senders heißt es:

"Der SWR hat entschieden, Lena Odenthal und Johanna Stern ab der Saison 2024/25 ohne die Unterstützung von Frau Keller und Kriminaltechniker Peter Becker ermitteln zu lassen. Der Tatort Avatar, Ausstrahlung voraussichtlich Anfang 2024, wird deshalb der letzte sein, in dem Annalena Schmidt als Edith Keller und Peter Espeloer als Peter Becker zu sehen sein werden. Wir sind beiden Darstellern sehr dankbar, dass sie das Ludwigshafener Tatort-Format über 25 Jahre mit ihren Figuren persönlich bereichert haben. Beide begannen 1998 mit dem Tatort Engelchen flieg im Ludwigshafener Ermittlerteam und waren seitdem Fixpunkte der Lena-Odenthal-Tatorte."

Seit Ende der 90er Jahre ein eingespieltes Team: Peter Becker (Peter Espeloer), Edith Keller (Annalena Schmidt) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), hier im Tatort "Das Verhör" von 2022.
Bild: SWR/Benoît Linder

Während der Sender in seiner Mitteilung die Gründe für die Entscheidung offen lässt, formuliert Manfred Hattendorf, der beim SWR als Abteilungsleiter Film und Planung fungiert, ausführliche Worte des Dankes: "Annalena Schmidt und Peter Espeloer haben auf jeweils eigene Art prägnante Figuren für das Ludwigshafener Tatort-Team geschaffen. Sie waren ständige Unterstützer, Widerpart, liebevoll-kritische KollegInnen in 66 Tatort-Episoden."

Edith Keller habe sich kontinuierlich von einer klassischen Sekretärin in den neunziger Jahren bis zur Co-Ermittlerin weiterentwickelt. Sie sei ein Identität stiftender Ruhepol im Team und zugleich immer für eine Überraschung gut gewesen. Hattendorf weiter: "Ebenso sympathisch hat Peter Espeloer seine Rolle als Kriminaltechniker Peter Becker angelegt, als akribisch arbeitenden, launigen Kollegen, der mit wunderbarer ironischer Lakonie und kurpfälzischem Zungenschlag das Team um Ulrike Folkerts und Lisa Bitter regional verortet hat."

Vorletzter Tatort-Auftritt: Peter Becker (Peter Espeloer) mit Johanna Stern (Lisa Bitter) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) im Tatort "Gold".
Bild: SWR/Benoît Linder

Wer im traditionsreichen Tatort aus Rheinland-Pfalz die Nachfolge von Keller und Becker antritt, lässt der Sender offen. "Welche Veränderungen es im Team an der Seite von Ulrike Folkerts und Lisa Bitter geben wird, wird sich in den nachfolgenden Tatort-Episoden in der Saison 2024/25 zeigen", so der SWR gegenüber unserer Redaktion. Die BILD-Zeitung berichtet von "jüngeren, diversen Figuren" – Informationen unserer Redaktion decken sich mit diesem Bericht. Im Abschiedstatort Avatar wird die entsprechende Bewerbungsphase für die Nachfolge in einem Nebenstrang der Handlung thematisiert.

Definitiv falsch sind hingegen Meldungen, wie sie etwa der Münchner Merkur und andere Blätter verbreitet haben: Das Ende der Zusammenarbeit mit Annalena Schmidt und Peter Espeloer steht in keinem Zusammenhang mit den von ARD-Koordinator Fiktion Jörg Schönenborn gegenüber der HÖRZU kommunizierten Sparmaßnahmen und geplanten Veränderungen innerhalb der Krimireihe. Finanzielle Gründe spielten bei der Trennung keine Rolle.

Das sagt Annalena Schmidt zu ihrem Abschied


Da Annalena Schmidt in der Abschiedsmitteilung des SWR nicht zitiert wird, haben wir anlässlich der Vorpremiere ihrer letzten Tatort-Folge Avatar, die am 5. September 2023 beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen stattfindet, bei der Schauspielerin nachgefragt.

"Als ich die Rolle der Frau Keller Ende der 90er Jahre übernommen habe, hätte ich niemals zu träumen gewagt, dass ich sie mal 25 Jahre lang spielen würde. Dafür bin ich sehr dankbar und es freut mich sehr, dass der SWR und das Publikum uns so lange die Treue gehalten haben. Es war eine tolle Zeit mit dem Team um 'Chefin' Lena Odenthal", so Schmidt.

Ihr sei immer klar gewesen, dass Frau Keller auch altersbedingt nicht ewig dabei sein könne – die Entscheidung des SWR, sich zu trennen, sei zu diesem Zeitpunkt für sie dennoch überraschend gewesen. "Der Teamgedanke in Ludwigshafen war zuletzt wieder relevanter, Frau Keller war präsenter und durfte mehr mitermitteln. Deshalb ist da natürlich auch Abschiedsschmerz. Es fühlt sich ein bisschen so an, als wenn man sich nach 25 Jahren Ehe trennt. Jetzt freue ich mich dennoch auf neue Projekte und werde auch weiterhin meinem Job als Medientrainerin nachgehen", so die Schauspielerin im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bereits seit 1998 in Ludwigshafen dabei: Assistentin Edith Keller (Annalena Schmidt), hier bei Tai-Chi-Übungen im Impro-Tatort "Waldlust" von 2018.
Bild: SWR/Martin Furch

Während Schmidts Figur in den Drehbüchern zwischenzeitlich etwas aus dem Blickfeld geriet, rückte Edith Keller in den neuesten Tatort-Folgen aus Ludwigshafen wieder stärker in den Fokus: Im Tatort Das Verhör von 2022 unterläuft ihr ein entscheidender IT-Fauxpas, der dem tatverdächtigen Bundeswehr-Hauptmann Hajo Kessler (Götz Otto) ein Schlupfloch bietet. Im Tatort Gold hingegen glänzt Keller mit der akribischen Auswertung eines Überwachungsvideos, das Odenthal und Stern auf die Spur einer Raubmörderin bringt.

Das sagt Peter Espeloer zu seinem Tatort-Aus


Peter Espeloer hat sich gegenüber unserer Redaktion ebenfalls zu seinem nahenden Tatort-Aus geäußert: "Becker und Keller verkörpern mit ihrem Dialekt und ihrer Art die Kurpfalz und Ludwigshafen. Damit geben sie dem Tatort den regionalen Anstrich. Es war mir eine Ehre, das tun zu dürfen", so der Schauspieler. 

Auch auf seiner Website veröffentlichte Espeloer ein Statement: "Als lakonischer Kurpfälzer bringt Becker mit seinem Dialekt Heimat und lokale Farbe ins Bild. Damit ist nun nach 22 Jahren Schluss. Das ist schade für viele Fans dieses trockenen Typen. Danke für die Treue! Ich selbst freue mich auf viele neue Rollen in vielen schönen Filmen", so der Schauspieler. Auf unserem Instagram-Kanal kommentierte er: "Von mir gibt's dafür auch kein ♡ (= "Gefällt mir", Anm. d. Red.). Hab den Becker immer sehr gerne gespielt."

Seltenes Bild: Kriminaltechniker Peter Becker (Peter Espeloer) ohne seinen typischen, weißen SpuSi-Overall, hier im Tatort "Der Wald steht schwarz und schweiget" von 2012.
Bild: SWR/Alexander Kluge

Anders als Annalena Schmidt, die zwischen 2000 und 2023 rund ein Dutzend Mal für andere TV-Produktionen von der Kamera stand, war Peter Espeloer im Fernsehen eher selten außerhalb der Tatort-Reihe zu sehen. Seine Vita listet für die Zeit nach der Jahrtausendwende eine Handvoll Kurzauftritte in öffentlich-rechtlichen TV-Produktionen wie "Ein Fall für Zwei" oder "Kommissar Stolberg". Dafür spielte der gebürtige Heidelberger im Südwesten viel Theater – unter anderem in Baden-Baden, in Pforzheim, in Mainz und an der Badischen Landesbühne in Bruchsal.

So geht es im Odenthal-Tatort jetzt weiter


Am Sonntag, 3. September 2023 um 20.15 Uhr endet die Sommerpause mit dem Tatort Gold, in dem Edith Keller und Peter Becker zum vorletzten Mal mit von der Partie sind. Odenthal und Stern untersuchen darin mit der Unterstützung der beiden das Verschwinden eines Bankfilialleiters mit einer Passion für Ritterspiele. Der sagenumwobene Nibelungenschatz spielt im Film eine zentrale Rolle, in der wichtigsten Nebenrolle ist Heino Ferch zu sehen.

Der ebenfalls erwähnte Odenthal-Tatort Avatar wurde im Januar 2023 gedreht und soll laut SWR Anfang 2024 ausgestrahlt werden. Seine Vorpremiere feiert der letzte Tatort mit Edith Keller und Peter Becker schon in wenigen Tagen auf der Parkinsel im Rhein: Er läuft am Dienstag, 5. September um 18.15 Uhr beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen in Anwesenheit von Annalena Schmidt, Peter Espeloer, Ulrike Folkerts und Lisa Bitter. Es sind noch Tickets erhältlich.

Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Lisa Bitter (Johanna Stern) im Ludwigshafen-Tatort "Avatar", der Anfang 2024 seine TV-Premiere feiert.
Bild: SWR/Christian Koch

Im Film müssen Odenthal und Stern den Tod eines Mannes aufklären, der tot am Rheinufer gefunden wird. Becker und Keller gehen in diesem Tatort in den Ruhestand – der Abschied der beiden wird im Drehbuch thematisiert. In einem Nebenstrang der Handlung geht es außerdem um die Suche nach möglichen Nachfolgern im Ermittlerteam.

Darüber hinaus ist ein zweiter Ludwigshafen-Tatort im Kasten und ein weiterer in Vorbereitung; alle bereits bekannten Details sind in unserem Drehspiegel zum Ludwigshafen-Tatort nachzulesen.

Nicht der erste Tatort-Abschied in Ludwigshafen


Während die dienstälteste Tatort-Kommissarin Lena Odenthal in ihren Anfangsjahren von 1989 bis 1995 allein ermittelte, stellte der SWR ihr ab 1996 einen festen Partner zur Seite: Der beliebte deutsch-italienische Hauptkommissar Mario Kopper (Andreas Hoppe), der in einer WG mit Odenthal wohnte, feierte sein Debüt im herausragenden Tatort Der kalte Tod und wich ihr für viele Jahre nicht von der Seite.

Letztmalig 2018 im Tatort zu sehen: der deutsch-italienische Hauptkommissar Mario Kopper (Andreas Hoppe), hier in seinem sehenswerten Abschiedstatort "Kopper".
Bild: SWR/Roland Suso Richter

Ab 2014 erfolgte in Ludwigshafen dann eine schleichende Wachablösung: Im Tatort Blackout stieß erstmalig die junge Johanna Stern zum Team, die nach und nach Koppers Platz einnahm. Im Januar 2018 wurde der Abschied in Kopper endgültig vollzogen. Andreas Hoppe verließ den Fadenkreuzkrimi aus Ludwigshafen nach 57 Einsätzen – so wie Annalena Schmidt und Peter Espeloer aber nicht auf eigenen Wunsch, sondern aufgrund einer SWR-Entscheidung.

Letzte Aktualisierung: 27. August 2023